Herzlich Willkommen!

Der Laufklub Hameln wurde 1901 von naturbegeisterten Hamelner Bürgern gegründet. Seitdem wandern wir jeden zweiten Samstagnachmittag im schönen Weserbergland. Den Abschluss bildet ein gemeinsames Essen in einem Gasthaus der Umgebung bei Gesprächen und Gesang. Und wer nicht mitwandern kann, der kann auch nur zum gemeinsamen Essen kommen. Gegen 20 Uhr gehen wir auseinander - und das seit 1901!

Über das Wandern

Wandern scheint heute nicht mehr so richtig zu unserer Welt, zu unserem Zeitgeist, zu passen, erscheint vielleicht sogar als Anachronismus. Ich persönlich betrachte es dagegen geradezu als Luxus, mit diesem Kreis eine besondere Möglichkeit zum häufigen Wandern zu haben, zumal wir hier in dieser herrlichen Gegend des Weserberglandes leben.

Ich denke, wir erleben die Natur in einem ursprünglichen Zusammenhang. Was haben wir nicht schon für schöne Ecken mit dem Laufklub erwandert, die man allein wohl kaum entdeckt hätte!

Früher hatte das Wandern eine andere Funktion. Da ging der Mensch, um irgendwo anzukommen: auf einen Markt, an eine Pilgerstätte, zu Freunden. Die Reise selbst wollte man so schnell wie möglich - egal ob in Kutsche oder zu Fuß - hinter sich bringen, gerade auch jene, die ständig auf der Straße waren, die reisenden Handwerksgesellen und die Pilger. Die Freude an der Fortbewegung selbst war den Menschen fremd. Erst mit der Aufklärung, später der Romantik veränderte sich der Blickwinkel zur Natur. Man entwickelte ein Gefühl für ein empfindsames Wandern.

Und in der Mitte des 19. Jahrhunderts setzte ein regelrechter Wanderboom ein. Das Vereinswandern begann, die ersten Wandervereine wurden um 1860 gegründet. Und dann war's ja auch nicht mehr weit bis zur Gründung unseres Klubs im Jahre 1901.

Und hier finden wir Freude am Wandern auch noch heute, wozu eigentlich nicht viel Aufwand betrieben werden muss. Freilich, es ist schön ein paar Gleichgesinnte zu finden, nette Leute, ein paar gute Schuhe und vor allem - man muss sich die Zeit für ein AUS aus dem Alltag nehmen. Wir tun das nun weitestgehend mit schöner Regelmäßigkeit alle zwei Wochen.

Allerdings waren unsere Mitglieder nach dem Studium unseres Archivs damals zumeist noch im Beruf, und heute sind wir ja fast ausnahmslos im Ruhestand. So mag die Flucht aus dem Alltag früher noch begründeter gewesen sein, wurde doch damals - was die Stundenzahl angeht -.erheblich mehr gearbeitet, so z.B. bis Samstagmittag und dann ging's gleich zum Laufklub, heute aber ist die Arbeit allerdings wesentlich mehr von Unregelmäßigkeit, von Hektik, vergleichbar mit einem Rennen von A nach B, bestimmt. Das hat mit dem natürlichen Gang des Menschen, wie wir ihn beim Wandern praktizieren, nicht mehr viel gemein. Aber dieser ergibt sich beim Wandern ganz von selbst, indem man dort seinen regelmäßigen Tritt findet. Bei uns liegt der bei ca. 3.5 km/h, also bei einem gemäßigten Gang. Und auch wenn der Präsident manchmal drängelt oder die Tasse Kaffee unterwegs verwehrt, dann hat das nicht den Hintergrund, einen neuen Streckenrekord zu schaffen, sondern vielmehr abends im Ziellokal noch gemütlich zusammensitzen zu können.

Wandern ist Medizin, Bewegung an der frischen Luft ist seit alters her das Rezept für Gesundheit. Und wenn sich dann ob schöner Pflanzen und Bäume, ob eines besonders schönen Blickes oder eines Tales eine besondere Freude über die Natur ergibt, kann sich durchaus ein wunderbares Glücksgefühl einstellen.

HERMANN HESSE beschreibt solche Situation so:

"Setze dich nieder, wo du willst, auf Mauer, Fels oder Baumstumpf, auf Gras oder Erde: überall umgibt dich ein Bild und Gedicht, überall klingt die Welt um dich her schön und glücklich zusammen."

Und auch der Geist wird angeregt. Der große Philosoph SÖREN KIERGEGAARD sagte dazu:

"Ich habe mir meine besten Gedanken angelaufen, und ich kenne keinen Gedanken, der so schwer wäre, dass man ihn nicht beim Gehen los würde."

Im Gespräch mit den Weggenossen - das stellen auch wir immer wieder fest - kann man Gedanken austauschen, die sich am Abend beim Essen fortsetzen lassen.

Auch KURT TUCHOLSKI hat sich einmal über den Sinn des Wanderns geäußert:

"die Erde unter unseren Füßen fühlen;
ein Steinchen mit der Fußspitze beiseite schleudern;
ein Blatt im Gehen abreißen;
stehenbleiben und sehen, was denn da im Bach herumkreiselt;
aus dem Bach trinken;
an die Häuser herangehen und sie mit den Händen befassen."

Wolfgang Killmann, Präsident, Frühjahr 2020


Vermutete Erklärung für die Benennung des Laufklubs

Fragt man vorab nach den Ursprüngen des Wanderns, so ist zunächst zwischen zweckfreiem und zweckgebundenem Wandern zu unterscheiden. Zweckfreie Wanderungen dienen dem Selbstzweck der Erbauung oder Ertüchtigung, während zweckgebundenes Wandern früher Gründe hatte wie Studien, Arbeitssuche, Walz, Flucht oder Handel, in weiterem Sinne militärische Märsche. Auch das Pilgern als das Überwinden von Wegstrecken aus vornehmlich religiösen Motiven ist hier einzuordnen.

Als erster historisch dokumentierter "zweckfreier" Wanderer gilt der Italiener Francesco Petrarca, der 1336 mit seinem Bruder den Mont Ventoux (1900m) bestieg.

Allerdings kam erst mit der Aufklärung beim Bildungsbürgertum eine neue Naturbegeisterung auf. Die neue Art der Fortbewegung, das Wandem, wurde zum Symbol der aufklärerischen Emanzipation des Bürgertums vom Adel. Als schillerndstes Beispiel gilt oftmals der Leipziger Johann Gottfried Seume, der 1801 zu einer neunmonatigen Fußreise nach Sizilien aufbrach und über Paris zurückkehrte.

Ab Mitte des 19. Jhdt. kam es zu einer zunehmenden Institutionalisierung des Wanderns durch Wander- und Gebirgsvereine. Diese meist bürgerlichen und heimatverbundenen Vereine leisteten Pionierarbeit in der Erschließung der Natur durch Wanderwege, Wegweiser, Wanderkarten, Schutzhütten und Aussichtstürme. Ein bekanntes musikalisches Wahrzeichen dieser Entwicklung wurde mit dem Lied "Das Wandern ist des Müllers Lust" (Gedicht von Wilhelm Müller, Komposition von Carl Friedrich Zöllner) 1844 gesetzt.
Rückblickend betrachtet war dies der Anfang des Tourismus in Deutschland.

Die 1895 in Wien gegründeten NATURFREUNDE ermöglichten erstmals das Wandern für eine proletarische Schicht. Sie eröffneten erste Naturfreundehäuser, in denen Wanderer billig übernachten und Ferien machen konnten. In ihrer Satzung bekennen sie sich zum demokratischen Sozialismus und sind somit von überwiegend bürgerlichen Gebirgs- und Wandervereinen abzugrenzen. Eine wichtige Komponente war auch das Recht des freien Zugangs zur Natur für alle (gegen die bürgerlich privaten Interessen von Großgrundbesitzern und existierenden Wander-, Bergsteiger- und Sportvereine, die den Arbeitern die Mitgliedschaft wohl oft verwehrten).

Die Wurzeln der Entwicklung der Kultur des Wanderns liegen also zum Teil in der Arbeiterbewegung im späten 19. Jhdt.

1863 -Allgemeiner Dt. Arbeiterverein; Ferdinand Lasalle;

1869 - SDAP - Sozialdemokratische Arbeiterpartei, gegründet von August Bebel und Wilhelm Liebknecht;

1890 - SPD, bis ca. 1950 Milieu- oder Klassenpartei

Wandern war Ende des 19. Jhdts. somit quasi als Subkultur derArbeiterbewegung zu verstehen.

Zur gleichen Zeit kam eine Jugendbewegung auf die in die WANDERVOGELbewegung (1901) mündete. Die Wandervögel waren meist jugendliche Schüler und Studenten, die aus den Städten in die Natur flohen und durch die neue Lebensweise gegen die wilhelminische Gesellschaft aufbegehrten. Daraus ging wiederum nach dem ersten Weltkrieg die BüNDISCHE JUGEND hervor.

Es liegt auf der Hand, dass sich vor diesem Hintergrund 1901 in Hameln eine ausschließlich bürgerlich akademisch geprägte Runde von naturverbundenen Herren von obigen Entwicklungen deutlich absetzen "musste", indem sie ihren neuen Klub nun LAUF-Klub nannte und eben nicht WANDER-Klub.

Schließlich gehörten der ersten Garde von Mitgliedern ausschließlich Herren mit entsprechendem Berufsbild an: hochrangige Beamte, Lehrer (Oberlehrer, "Professoren"), Geschäfts-, Fabrikinhaber, Ärzte, Juristen, Offiziere (ab 1906/07 davon stetig mehr).

Was die Bezeichnung "Klub" angeht, so mag man sich auch hier bewusst vom Begriff "Verein" mit den damit verbundenen Regularien und Formalien (wie Satzung etc.) abgegrenzt haben wollen. Sicherlich stand eher die schon seit dem 18. Jhdt. in Großbritannien gepflegte Zusammenkunft von Männem in Klubs Pate, in denen man sich entspannt in freundschaftlicher Verbundenheit zur Pflege bestimmter gemeinsamer Interessen - wie nun auch hier in Hameln im Jahre 1901 in der Begeisterung für die Natur, themenoffenen Gesprächen verbunden mit gemeinsamen Essen und Singen - zusammenfand.


Wolfgang Killmann (im Januar 2017)


Wir freuen uns über Mitwanderer, die belastbar sind (10 bis 12km mit Steigungen), die Schönheit des Weserberglands entdecken wollen und Freude an Geselligkeit haben beim abschließenden gemeinsamen Essen und gemeinschaftlichen Singen einfacher Lieder.

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